46. RWE-Marathon in Essen

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„Rund um den Baldeneysee“ führt die Marathonstrecke, mit einem 6 km langen Abstecher über die Wuppertaler Str. wird die Distanz auf 42,195 km gezogen. Der TUSEM-Essen organisiert seit 1963 ohne Unterbrechung diese „Laufveranstaltung“, keine Marathon-Show. Alles was die Teilnehmer brauchen ist vorhanden: Startnummernausgabe innerhalb weniger Minuten, ausreichend Umkleiden, Duschen und Toiletten, gute Verpflegung unterwegs und im Zielbereich. Die Laufstrecke ist flach und mit gutem Belag, für Bestzeiten geeignet. Unterstützung durch Zuschauer und Musikgruppen, wo man es braucht, aber auch lange ruhige und landschaftlich schöne Abschnitte zum Genießen. Mein persönliches Lauferlebnis schildere ich im anschließenden Bericht.Start

Auf dem Parkplatz an der Freiherr-vom-Stein-Str. versammelten sich kurz vor 10 Uhr etwa 1700 Läuferinnen und Läufer, ganz entspannt und ohne Hektik konnte sich jeder seinen Startbereich aussuchen. Die Sonne versteckte sich noch, Temperatur etwa 15°C. Punkt 10 fiel der Startschuss. Leicht bergab ging es zur Bredeneyer Str., bis Werden und dort über die Ruhr. Viele Zuschauer säumten hier schon die Strecke, eine erste Trommlergruppe gab den Rhythmus vor. Hinter Werden ging es zum Ufer und weiter vorbei am Stauwerk.

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5 km – 0:21:05 h

Jetzt wurde es ruhig. Der Rad- und Fußweg folgte dem Ufer, noch war das Läuferfeld lang aufgereiht zusammen. Frühdunst lag über den See, in den Waldabschnitten am Hardenbergufer war es angenehm kühl.

10 km – 0:42:06 h

Bei Essen-Kupferdreh verließ die Strecke den See. Viele Zuschauer gaben auch hier ihr Bestes, ein Sprecher kündigte die Läufer mit Namen an. Dann über die Kampmannbrücke und auf der Wuppertaler Str. vom See weg. In der ersten Runde wurde hier eine etwa drei Kilometer lange Wendestrecke, teils leicht ansteigend, eingebaut. Ich plauderte mit einem anderen Läufer und bemerkte nicht, dass ich etwas zu schnell geworden war. Auf der Gegenseite kam die Spitzengruppe zurück – schön auch die mal gesehen zu haben. Die vierspurige Straße war einseitig gesperrt, auf der anderen Seite lief der Verkehr, auf der Laufseite spielten mehrere Trommlergruppen dagegen an.

15 km – 1:02:58

Bei km 15 war der Wendepunkt, jetzt ging es wieder zurück zum See, also teilweise leicht abfallend. Ich schloss zu einer kleinen, ständig kurz vor mir laufenden Gruppe auf. Bei Kilometer 18 ließ ich diese wieder ziehen, dass Tempo war mir immer noch zu hoch. Über kleine Straßen und Radwege folgte die Strecke hier wieder dem Seeufer. Stellenweise hatten sich viele Zuschauer an der Strecke versammelt, die begeistert anfeuerten, oder Kinder, die zu ausgewählten Läufern – teils hämische – Lieder dichteten: „Der hat die schööönsten Haare …“

20 km – 1:23:50 h

Halbmarathon 1:28:27 Stunden. Für die erste Hälfte hatte ich mir eine 1:29 h vorgenommen, ich war etwas schneller unterwegs gewesen. Jetzt ging es wieder ruhig am See entlang, ich konnte mich auf die Schritte und den Atem konzentrieren. Die Sonne drängte immer öfter durch den Dunst, es wurde wärmer. Bei Kilometer 24 war die erste Runde beendet, der Durchlauf im Start-Ziel-Bereich einem Stadtmarathon würdig.

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25 km – 1:44:58

Zurück in Werden, noch mehr Zuschauer trieben die Läufer voran. Ich war gut in der Zeit und fühlte mich blendend. Ich war jetzt meist alleine unterwegs, kleinere Gruppen fanden nur kurz zusammen bevor sie wieder auseinander liefen. Ich war sehr auf mein eigenes Tempo bedacht und vermied es auf andere zu achten. Kleiner Slapstick am Streckenrand: Auf einer Bank in einer Hofeinfahrt saß eine Gruppe Essener, Zigarette rauchend und in breitem Dialekt kommentierten sie den Lauf und die Teilnehmer auf ihre Art. Ich hätte gerne länger zugehört.

30 km – 2:06:28

Auf dem See fuhren immer mehr Segelboote. “Schönes Hobby” dachte ich. Ich hatte mir bei Kilometer 20 und 30 Flaschen aufgestellt und somit genug Flüssigkeit. Immer noch lief es gut, ich träumte von einer Zeit unter 3 Stunden, ein Marathon ist aber erst im Ziel zu Ende. Ich blieb vorsichtig, genoss den ruhigen Waldweg und den Blick über den See.

35 km – 2:28:04

Wieder in Kupferdreh. Vereinzelt passierten die Läufer die Verpflegungsstelle, der Sprecher konnte die Namen jetzt in Ruhe nacheinander aufsagen. Wieder über die Ruhr, noch 7,2 km und etwa 32 Minuten Zeit. Die Beine waren aber schwer geworden, bei jedem Schritt musste ich bewusst Druck nach vorne machen, damit das Tempo nicht zu sehr abfiel. Die vor mir Laufenden wurden auch immer langsamer, ich versuchte mein eigenes Tempo zu halten und überholte. Bei Kilometer 37 wurde es ganz schwer, die Kraft war aufgebraucht, aber der Wille zum Ziel war noch da. Die drei Stunden Zugläufer kamen jetzt von hinten und ich konnte mich bis km 40 dranhängen.

40 km – 2:49:51 h

Noch 2,2 Kilometer, die Füße brannten, die Beine wollten nicht mehr. Nie mehr sagte ich mir, aber jetzt
will ich das Ziel erreichen, unter drei Stunden. Ich glaubte zu rennen, aber irgendwie war alles viel langsamer. Die letzten 500 Meter, die Zuschauer brüllten mich nach vorne, drei Stunden – du schaffst das. Vorbei an der Tribüne, um die Tribüne herum auf die Zielgerade, der Blick auf die Uhr, 2:59:19 …, die Sekunden tickten.

42,195 km – 2:59:39

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Im Ziel hatte ich mich schnell erholt, einem Erdinger Alkoholfrei folgte ein Zweites. Hatte ich wirklich gedacht „Nie mehr“? Quatsch.

Teilnehmer im Ziel: 1339 Männer, 204 Frauen
(zusätzlich ca. 330 Staffelteilnehmer)

Sieger:
Tobias Sauter, TSV Eltingen in 2:18:24 h
Silvia Krull, LG Lage-Detmold 2:38:21 h