Siebenbürgen – Karpaten (Radtour 1988)

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Irgendwo in der Gegend hinter Sovata begegnete ich Heinz, ein junger Rumäniendeutscher der nach dem Schulabschluss sein Land mit dem Rad bereiste. Er fuhr mit einem schweren russischen Stahlrad mit Ledertaschen, Gepäck, Zelt usw. Wir legten die nun folgende Strecke durch die Karpaten gemeinsam zurück. Steile Auffahrten, haarige Abfahrten, löchrige Straßen. Hoch auf 1.300 m, runter in das Mures-Tal, Gheorgheni, wieder hoch in die Berge, wunderchöne Landschaft. Lacul Roșu mit aus dem Wasser herausragenden Baumstümpfen gab ein gespenstisches Bild ab. Der See entstand Mitte des 18. Jahrhunderts bei einem Erdbeben. Weiter nach Bicaz durch die gigantische Bicaz-Schlucht, vorbei am Stausee Izvorul Muntelui wieder nach Norden. Mit Heinz war das Leben einfacher. Er sprach natürlich rumänisch, er organisierte Schlafplätze bei den Bauern im Heu, er wusste wann und wo es etwas zu essen gab.

Irgendwo in den Bergen hatten wir unsere Zelte aufgeschlagen als sich nachts erst ein, zwei, dann drei Gewitter gleichzeitig entluden. Der Regen prasselte wie ich es noch nie erlebt hatte, Blitze zuckten unmittelbar vom Donnerschlag gefolgt durch die Nacht. Ich konnte nur hoffen das Dracula zuhause bleibt.

Ich fuhr jetzt weiter am Fluss Bistrița hoch und bald wieder nach Westen, Vatra Dornei, Bistrița, Cluj-Napoca. Ich stellte mich in den Warteschlangen vor den Geschäften an, um ein Brot zu ergattern. Ohne Lebensmittelmarke hing der Erfolg von den Leuten an der Ausgabestelle ab, meist hatten sie Mitleid und steckten mir etwas zu. An Tagen wo ich länger unterwegs war und erst spät gegen 18 Uhr in ein Restaurant kam, gab es schon nichts mehr. Alles war ausverkauft, vor allem das Bier. Weiter über Turda und durch das Trascău-Gebirge mit bis zu 1.500 m hohen Bergen nach Oradea, der letzten Stadt vor der ungarischen Grenze.

Die Rumänien-Reise war hier zu Ende. Mehrere Wochen und rund 1.300 km durch Siebenbürgen und Karpaten. Tolle Erlebnisse mit wirklich netten Menschen die mit den Problemen einer Ostblock-Diktatur zu kämpfen hatten. Heruntergekommene und zurückgebliebene Ortschaften die man aus der Fremde kommend als nostalgisch bewundert.

Ich fuhr noch bis zu Freunden in Berettyóújfalu in Ungarn und füllte ein paar Tage lang alle geleerten Speicher mit feinem kalorienreichen ungarischen Essen auf. Da die Zeit knapp wurde, fuhr ich an einem (1) Tag mit Gepäck etwa 255 km bis Budapest und später weiter nach Wien.

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