Siebenbürgen – Karpaten (Radtour 1988)
Im Jahr 1988 hatte ich eine Reise nach Rumänien geplant. Das Land gehörte zu den so genannten Ostblockstaaten und war vom Präsidenten Nicolae Ceaușescu und seinem Terrorregime kaputtregiert worden. Immerhin konnte man das Land bereisen. Die Situation vor Ort war jedoch dramatisch, rationierte Lebensmittel, zerstörte Infrastruktur, verarmte Bevölkerung. Im kommenden Jahr 1989 sollte ein Aufstand eine Revolution in Gang setzen, Ceaușescu wurde verhaftet und zur Todesstrafe verurteilt.
Für meine Reise hatte ich mir eine Rundfahrt durch Siebenbürgen – auch bekannt als Transsylvanien – vorgestellt. Am Ende wurden es mit dem Rad rund 1.300 km durch Rumänien plus der Anreise sowie Rückfahrt von und nach Wien. Ich hatte mein Rennrad “Motobécane” das über eine Sachs-Huret Schaltung mit immerhin 7 Gängen (39/52 und 13-23) verfügte mit Gepäcktaschen behangen, Zelt und Rucksack draufgepackt, in der Lenkertasche waren Kamera und Objektive. Das alles hatte sein Gewicht. Auf üblen Straßen und Wegen durch die Karpaten und mit knallhart aufgepumpten 23er Reifen war das nicht immer ein Vergnügen. Es gibt auf solchen Reisen viele Dinge die einem ewig in Erinnerung bleiben, allerdings habe ich damals nicht viel notiert bzw. ist das genau wie die damaligen Landkarten weg.
Mit dem Zug war ich bis Wien gefahren. Dann weiter mit dem Rad nach Szentendre und Budapest, ein paar Freunde besuchen. Von dort runter nach Szeged und zur rumänischen Grenze. Am Grenzübergang bei Nâdlac gab es keine größeren Probleme, die Grenzer lachten über den Deutschen der mit dem Fahrrad kam. “Haste kein Auto” fragten sie. Meine Antwort “Zuhause in der Garage” glaubten sie nicht, Angeber, fährt doch keiner freiwillig mit dem Fahrrad, wenn er ein Auto hat.
Die Straßen mit grobem Belag, staubig, wenige Autos, hin und wieder ein Dacia, also ein in Lizenz nachgebauter Renault 12. Dafür viele Fuhrwerke, von Ochsen oder Pferden gezogen, Hühner und andere Haustiere die auf der Straße spazierten. Der erste größere Ort war Arad. Weiter nach Hunedoara (Eisenmarkt) und Sibiu (Hermannstadt). Die Orte hatten bzw. haben neben den rumänischen auch noch einen deutschen Namen. Mitte des 12 Jahrhunderts wurde das Gebiet von deutschen Siedlern erschlossen. Hermannstadt ist eine der Anfangs sieben Siedlungen. Viele Menschen hier sprechen den deutschen Dialekt Siebenbürgisch-Sächsisch, durchsetzt mit vielen altertümlichen Begriffen, für mich schwer verständlich.
Alle Leute sind freundlich und hilfsbereit, dem armen deutschen der kein Auto hat muss man aber auch helfen. In einem Vorort von Sibiu werde ich von einer Siebenbürgerfamilie nach Hause eingeladen. Ich bleibe dort ein paar Tage und bekomme einen Einblick in das beschwerliche Leben der Menschen hier.
Hier auf der ersten Seite sind die Fotos von der Grenze bis nach Sibiu. Ich hoffe das die Beschriftungen soweit richtig sind, den genauen Verlauf meiner Strecke damals und der besuchten Orte kann ich leider nicht mehr so ganz nachvollziehen.
(Alle Fotos gescannt von Ektachrom 64 Dias)